Predigt zum Patronatsfest 2022
Im Festgottesdienst zum Fest der Heiligen Familie, dem Patronatsfest unserer Pfarrkirche und unserer Pfarrei, hielt Pfarrer Andreas Jaster die Predigt. Diese kann hier noch einmal nachgelesen werden:
Liebe Schwestern und Brüder,
wenn eine Gemeinde und hier in unserem Fall sogar eine der größten Pfarreien unseres Bistums mit der größten Anzahl zusammengeschlossener Gemeinden dieses wunderbare Patronat der Heiligen Familie trägt, so ist das immer neu einige Überlegungen wer, was es für uns bedeuteten kann.
Mit eine Schmunzeln könnte man sagen: Ja, ein einzelner Patron wäre für eine solche Großpfarrei auch zu wenig – einer kann das nicht schaffen. Und in der Tat: Keiner kann hier allein! Ein einzelner Pfarrer kann es nicht schaffen. Eine einzelne Gemeinde für sich kann es nicht schaffen.
Hier geht es nur im Miteinander und Füreinander – ganz dem Vorbild der Heiligen Familie folgend!
Aber auch die Heilige Familie damals hätte es allein nicht geschafft, wenn da nicht Gottes Hilfe und Beistand gewesen wären. Dabei kommt dem heiligen Josef eine ganz besondere Rolle zu, wie wir im heutigen Evangelium erfahren. Josef war derjenige, der nicht nur seine gesamte Lebensplanung aufgeben musste, seine eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen zurückstellt, sondern vor allem der Botschaften des Engels Folge leistete. So ist er ein grandioses Vorbild des Glaubens und des Hörens auf Gott. Sein Hören wird zum Gehorsam. Seine Demut zum Dienst an Maria und Jesus und am Heilsplan Gottes.
Das Schicksal der Heiligen Familie wird zum Urbild der Familie überhaupt. Jede Familie, jeder einzelne, jede Gemeinde soll sich immer wieder der Führung Gottes anvertrauen, seinem Plan, der immer ein Plan der Rettung und Heilung ist. So mögen die Umstände des Lebens mitunter widerwärtig und schwierig sein, doch im Vertrauen auf Gottes Hilfe bleibt der Mensch darin nicht allein. Das ist eine Erfahrung, die wir so oft in der Bibel antreffen.
Nur eine Bedingung ist von unserer Seite her notwendig – unsere Treue zum Herrn! Gerade die Geschichte des Volkes Israel darf uns hier immer neu veranschaulichen, dass Treulosigkeit ins Chaos führt; die Treue Gottes hingegen nie aufhört! Wer zum Herrn zurückkehrt, erfährt seine Fürsorge und Hilfe.
Die Bosheit, die Gewalt, die unberechenbare Brutalität, die es in der Welt gibt, verkörpert damals Herodes und schlimmer noch Archeláus, der Sohn des Herodes. Dieser hatte gleich zu Beginn seiner Herrschaft 3000 Bürger umbringen lassen, um von vornherein zu zeigen, wer er ist. Auch hier darf uns eines ganz deutlich werden: Der Heilsplan Gottes und das böse Treiben von Menschen stehen sich gegenüber. Ein scheinbar unauflösbarer Widerspruch. Doch gerade in diese Umstände hinein, wird Gott Mensch. Und selbst diese schrecklichen Umstände müssen sich in den Heilsplan Gottes einfügen. - Das ist für uns auch heute wichtig, da wir doch oft ratlos schreckliche Nachrichten hören und sehen.
So zieht Josef dennoch mit Maria und Jesus erst nach Ägypten; dann jedoch wieder in das Land Israel zurück, wie es ihm im Traum geboten wurde. Jesus kommt aber nicht einfach nach Betlehem zurück, wo er geboren wurde, sondern es heißt: „Er zieht in das Land Israel“. Er nimmt es in Besitz; er kommt in sein auserwähltes Volk.
Nazareth wird seine neue Heimat und da klingt uns sofort die Frage des Nathanaels im Johannesevangelium in den Ohren: „Kann von dort etwas Gutes kommen?“ - Wir müssen wissen, dass Nazareth für die Juden bedeutungslos war, ein Ort der Heiden, was spätere Funde römischer Bäder belegen. - Warum nun gerade Nazareth? Auch hier brauchen wir wieder der Rückbezug auf die Propheten, dass er Nazoräer genannt werde. Das allerdings k a n n vom Ort Nazareth hergeleitet werden, wahrscheinlicher ist aber die Herleitung vom hebräischen Wort „neser“, was den „Messianischen Sproß“ meint. - Aber das sind jetzt eher theologische Spielereien, die uns hier nicht weiter beschäftigen müssen.
Das Entscheidende des heutigen Evangeliums ist die für unseren Glauben und damit für unser Leben in dieser Welt und Zeit so wesentliche Erkenntnis, auf Gott zu hören – egal ob Vater oder Mutter oder Kind, ob Alleinstehender oder auch als Pfarreigemeinschaft. Widerstehen wir den eigenwilligen Entscheidungen und Überlegungen und lassen wir uns von Gott führen!
Bitten wir ihn darum! Deswegen muss die Mitte jeder Gemeinde, jeder Familie, eines jeden einzelnen das Gebet, die Anbetung sein. „Ich will hören, was Gott redet“, heißt es im Psalm 85.
Herr, was ist dein Wille in meinem Leben? In meiner Familie? In unserer Pfarrei? - Diese Art zu fragen, betend zu fragen (!) ist Voraussetzung, dass unser Leben fruchtbar wird. Das sollte an erster Stelle, auch vor jeder Gremiensitzung, stehen.
Denken wir nicht manchmal heimlich: Herr, hörst du denn nicht, was ich will? Warum tust du das und jenes nicht? --- sowas kann sich ganz schnell einschleichen. Dann ist es aber immer sofort Zeit, umzukehren und neudarum zu bitten, dass wir seinen Willen erkennen und auch dann die Kraft haben, ihn anzunehmen, wenn wir ihn auch nicht verstehen.
Wir brauchen heute mehr denn je die Hörbereitschaft und Demut des heiligen Josef. Glauben Sie etwa, Josef hat gleich verstanden, was los ist? Ganz sicher nicht. Er vertraut und geht. Er klagt nicht, er schweigt. Er lebt die Berufung seines Lebens, die ihn nach Maria zum größten Heiligen macht. Schauen wir auf sein Vorbild und – stören wir uns ruhig daran; entdecken wir, was wir vielleicht ganz anders gemacht hätten: Dann erkennen wir, was alles noch in uns dem göttlichen Heilsplan entgegensteht.
Hier müssen wir ansetzten, der Heiligen Familie nachzueifern. Amen.